Im Flieger. Irgendwo über Tirol, es geht also los. Meine größte Sorge war es, durch die Sicherheitskontrolle zu kommen, also nicht die Sorge, dass es nicht klappt, aber mit Kamera, vielen Batterien und Objektiven flutscht es nicht immer. Wir hatten supernettes Personal, gar kein Problem. In 10 Stunden sind wir also in Afrika. Es wird Zeit, dass aus sehr vielen Klischees, die sich unweigerlich über die Jahrzehnte über einen Kontinent und seine Bewohner im Hirn angesammelt haben, ein reales Erfahren wird. Wie ist das Zusammenleben in einem Land, wo vor 30 Jahren noch völlig hirnrissig ein Unterschied in der Hautfarbe gemacht wurde? Wie real ist die Kriminalität in Johannesburg (in einem beruhigendem Artikel, den ich im Vorfeld gelesen habe, wurde sie nicht mehr und nicht weniger als die „gefährlichste Stadt der Welt“ bezeichnet)? Ist es wirklich so, dass man sehr viel Geduld braucht und die Uhren viel viel langsamer laufen als im perfekten Deutschland? Dazu fällt mir Anekdote ein: Zwei Freunde und Kommilitonen besuchten mit unserem afrikanischen Mitstudenten aus Kamerun sein Heimatland. „Der Lange“, ein 1,90 m großer Urpreuße, immer korrekt, pünktlich und gewissenhaft, halt ein Preuße, saßen mitten in Kamerun unter einem Baum und warteten auf den Weitertransport. Ein paar Stunden waren vergangen, ohne dass irgendetwas passierte und der Lange wurde langsam mehr als unruhig. Als er mit kritischem Blick auf die Uhr hinterfragte, wann es denn endlich weitergehen würde, erfuhr er eine tiefgründige kamerunische Weisheit: „Nichts gibt es soviel wie Zeit, es kommt ständig Neue“... Wir werden sehen, wie es wird, ich habe sehr viele Urlaube auf den griechischen Inseln verbracht und werde bei Gelegenheit das typisch griechische Schulterzucken auspacken, wenn irgendetwas nicht funktioniert. „So what?“, fährt die Fähre halt morgen und nicht heute. Wir fliegen nachts über die Sahara, oder „Sacharra“, wie unser dicker Erdkundelehrer Herr Voigt zu sagen pflegte, wahrscheinlich die Aussprache eines seltenen Beduinenstamms. Ganz vereinzelte Lichtpunkte wechseln sich ab mit unendlicher Dunkelheit und Weite. Ich hätte es gerne tagsüber gesehen, aber mei. Die Nacht geht vorüber mit 1 ¾ Stunden Schlaf, dem dreistündigen etwas zähem neuen Avengersfilm und etwas steifen Gelenken nach über 10 Stunden Flug. Landung, Paßkontrolle, Gepäckempfang und sogar Taxishuttle gehen ruckzuck und völlig ohne Probleme. Von wegen Afrika...
Sehstärke
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