Wir brechen mit dem 14-Sitzer Toyota Landcruiser auf zu unserem nächsten high-light: Ein Hubschrauber-Rundflug über das Okavangodelta. 6 aus unserer Gruppe wollen sich das nicht entgehen lassen.
Wir hatten im Supermarkt in Maun Stifte für die Kinder in Ditshiping, dem Heimatort der Poler gekauft, die wir dann fast vergessen hätten, zu verteilen; als wir durch den Ort fahren, geben wir sie aus unserem Autofenster an ein Mädchen, die völlig aus dem Häuschen scheint und hoffentlich mit den anderen Kindern teilt.
Im Schatten unter einigen Bäumen am Landeplatz wartet schon die nosmile-Lodgegruppe, jedesmal wenn wir sie treffen schnappen wir auf, über was sie sich diesmal beschweren.
Wir müssen noch etwas warten und schauen uns den Ort an.
Wir sind als dritte Dreiergruppe dran, der noch recht junge Pilot gibt ein kurzes Briefing und dann geht es auch schon los.
Der Heli hat keine Türen, aber wir sind angeschnallt und merkwürdigerweise macht mir das nichts aus, obwohl ich nicht schwindelfrei bin. Erst von oben kann man die Zusammenhänge dieses einzigartigen Ökosystems richtig erkennen. Jetzt in der Trockenzeit gibt es einzelne Seen, die manchmal in Verbindung stehen, zwischendrin tummeln sich Tausende von Tieren.
Hier das offizielle Video vom Veranstalter, etwas gepimpt mit Drohnenaufnahmen und mit "Africa" von Toto (Gema anscheinend bezahlt...), leider nur in 480er Auflösung:
Meine Bilder (unbearbeitet):
Es sind noch viel mehr als wir vermutet hätten. Elefanten( im Delta soll es ca. 200.000 geben), Büffel, Zebren, Gnus und vereinzelt Strauße sind zu sehen, im Wasser Happy Hippoherden und wir sehen auch ein Krokodil. Eins. Vielleicht war unsere Angst in dieser Richtung übertrieben, oder man sieht sie halt einfach nicht. Ich fotografiere, filme, die gopro auf dem Kopf läuft permanent mit, zwischendrin lehne ich mich zurück und genieße einfach. Das war eine gute Investition! Unvergleichlich, Wahnsinn, fantastisch! Toll!
Was für ein Erlebnis!
Hier ein Ausschnitt meiner gopro-Aufnahmen, noch ohne Musik, O-Ton:
Wir steuern danach wieder das Audicamp an und springen erstmal in den Pool. Das Hirnthermometer zeigt schon wieder Richtung weichgekocht und es tut sehr sehr gut, runterzukühlen. Wir fahren dann zur Heli-Station und zahlen, auf dem Souvenirmarkt nebenan bekomme ich endlich meinen Buschmann-Bogen mit drei Pfeilen. Ich sammle eigentlich Messer, aber da habe ich auf der ganzen Reise kein Einziges gesehen. Abends sind wir im Restaurant der Lodge, morgen reisen die beiden Schweizer weiter nach La Reùnion und dann Mauritius. Auch nicht schlecht, würden wir auch so machen! Im Restaurant spielen fünf Jungs auf der Marimba, einer Art Xylophon. Auch das hört sich super an, sehr stimmungsvoll und die können das. Vereinzelt tanzen sie, eine Mischung aus dem Tanzstil, wie er gerade in Hip-Hop-Videos zu sehen ist und manchmal auch einheimische Elemente. Vermute ich zumindest, da ich die moves nicht kenne. Unglaublich, was die mit ihren schlanken Haxen alles so hinkriegen! Der Betreuer der Jungs geht von Tisch zu Tisch und erklärt, dass alle nur zur Grundschule gegangen sind, einige waren straffällig, andere wurden wohl von den Eltern aus der Schule genommen. Mit diesem Marimbaprojekt soll ihnen aufgezeigt werden, dass man mit Einsatz und Engagement etwas im Leben erreichen kann. Wir finden das gut und geben gerne etwas, um das Projekt zu unterstützen. Wir essen Steaks, es gibt ein Briefing und danach kommt plötzlich Clinton herangestürmt. „Check your tents!“ Wir rennen zu den Zelten, alles da! Kameras, Laptop und das Wichtigste, die SSD-Festplatte mit allen Bildern. Was fehlt, sind die beiden Rucksäcke unserer Guides aus dem Führerhaus. Uns allen ist, so stellt sich im Nachhinein heraus, ein Typ aufgefallen, der vermeintlich der Marimbaband zugehört hat und neben uns saß. Das war genau so ein Moment, der nicht ausgereicht hat, um die Alarmglocken zu alarmieren, aber irgendwie passte der Typ da nicht hinein. Da wir uns bis dato (bis natürlich auf Johannesburg) sicher gefühlt haben, waren wir vielleicht einfach ein wenig zu gutgläubig. Er hat wahrscheinlich den Moment abgewartet, in dem unser Briefing für den nächsten Tag stattgefunden hat und dann zugeschlagen, entweder er selbst oder ein Komplize. Beim Briefing sind alle da, keiner geht zum Zelt. Die wussten ganz genau, worauf sie es abgesehen haben, das Geld der Guides. Was nützt ihnen eine teure Kameraausrüstung, wenn es im Land niemanden gibt, der sie ihnen abkaufen kann. Die katastrophale Dimension dieser Tat ist, dass von Ishmael und Clinton die Pässe, Führerscheine und Kreditkarten in den Rucksäcken waren. Beide in einem fremden Land. Die mögliche Konsequenz ist außerdem, dass beide ihren Job verlieren. Wenn auf den Touren etwas passiert, sind die Guides verantwortlich. Da sie freelancer sind, werden sie einfach nicht mehr engagiert. Beide müssen außerdem in die Hauptstadt, um erst mal behelfsmäßige Pässe zu bekommen und dann, wenn sie über die Grenze sind, neue beantragen. Führerschein genauso. Was das in den korruptionsbelasteten Ländern bedeutet, kann man nur erahnen. Selbst wenn ihnen von der Agentur keine Konsequenzen drohen, können sie, bis sie ihre Pässe und Führerscheine wiederhaben, keine Aufträge annehmen, beide hätten nächste Woche schon wieder eine Tour gehabt. Die Polizei rückt an, es gibt Überwachungskameras, die Diebe waren wohl sogar mit dem Auto da, es ist aber nichts zu sehen. Beide sind am Boden zerstört. Für Clinton wird es eventuell noch etwas einfacher, aber auch er muss für die Personenbeförderungslizenz, so habe ich das verstanden, zu einer Behörde, bei der man morgens um 4 da sein muss und die dann nur 3 oder 4 Anträge bearbeiten, bis sie dann die Lust verlieren. Ishmael ist ein einziger Haufen Elend, er sieht seine ganze Existenz bedroht. Als Simbabwer hat er es noch ungleich schwerer, eine neue Anstellung zu kriegen. Die Gruppe sitzt bedröppelt daneben, wir würden gerne irgendwie helfen, aber auf einem fremden Kontinent, ohne die Gepflogenheiten und das Ausmaß der Korruption zu kennen, sind uns die Hände gebunden. In Deutschland hätten die beiden im Handumdrehen neue Jobs, aber hier... Wir können auch nicht großartig trösten, zu tief sitzt der Schock und wir gehen alle deprimiert ins Bett.
Ich bin wirklich begeistert über diesen tollen Urlaubsbericht mit wunderschönen Fotos, kurzen Filmen,Tieren, Effelanten... :-)
Leider ein trauriges Ende, (so ist das Leben) aber ich hoffe und wünsche für die Guides das allerbeste!!!