ch erkläre Charles, dass mein Opa Karl geheißen hat, auf Englisch Charles, er schmunzelt. Durch enge Schilf und Papyruskanäle steuern uns die Poler (auf deutsch „Stängler“). In den Sicherheitsinstruktionen wurden wir instruiert, nicht mit den Händen ins Wasser zu langen, da wohnen Dinge, die Körperanhänge frühstücken. Teilweise ist das Wasser sehr flach, da darf ich dann meine Mütze eintauchen zum abkühlen. Zwischendurch öffnet sich der Blick und wir sehen Wasserbüffel und Elefanten, die zum Trinken an die Kanäle kommen. Wir gleiten dahin und staunen über diese fremde Welt. Wasservögel starten, wenn sie uns sehen. Die Poler überholen sich gegenseitig nach einem Muster, dass wir nicht durchschauen. Die Sonne brennt herunter.
Nach 1 ½ Stunden sehen wir Zelte, wir passieren ein erstes Camp und 200 Meter weiter landen wir an. 50 Meter nach rechts grasen Wasserbüffel, 50 Meter nach links ein Elefant. Kein Zaun. Echte Natur, echtes Abenteuer. Wir entladen die Mokoros und bauen die Zelte auf. Mir wird kurz ein wenig schwummerig, ich denke ich bin etwas überhitzt. Kurz ausruhen, viel trinken und schon geht es besser. Es wird eine Buschdusche und ein Buschplumpsklo installiert. Einfach, aber nicht unrecht. Im Safari-Slang wird der Gang zur Toilette übrigens „buschi-buschi“ genannt. Dementsprechend ist buschi-buschi Number One das kleine Geschäft, während buschi-buschi Number 2 gewichtiger ausfällt.
Es gibt eine ausführliche Einweisung in die do´s and don´ts im Busch. Nicht weiter als 10 Meter aus dem Lager entfernen, nachts alles gut ableuchten, buschi-buschi No.1 nur hinterm Zelt. In die eine Richtung gibt es flache Buschlandschaft, wir sehen Warzenschweine, Impalas sowie Büffel und Elefanten. Am späten Nachmittag starten wir einen ersten Bushwalk. Julius und Lucas heißen die zwei Guides, die uns die nächsten 2 Tage begleiten, Charles ist so etwas wie der elder statesman, außerdem versorgen uns 5 Frauen aus dem Dorf; seitdem in Botswana offiziell Gleichberechtigung herrscht, dürfen auch sie Mokoros fahren und es wirkt so, als ob die Männer damit auch kein Problem haben.
Also ein bushwalk. Zu Fuß in die Wildnis, nur mit den eigenen Sinnen ausgestattet, hinter jedem Busch kann eine Gefahr oder auch ein tolles Erlebnis warten. Im Gegensatz zu Südafrika dürfen die Guides in Botswana keine Waffe tragen. Sicherlich sorgt es aber dafür, dass die Guides eher noch umsichtiger sind und Gefahren aus dem Weg gehen. Julius erklärt uns, dass er nicht in die Schule gegangen ist und er alles Wissen über die Natur von seinem Vater gelernt hat. Wieder gibt es eine Einweisung, die wichtigste Botschaft lautet: Wenn der Guide sagt, wir sollen rennen, dann sollen wir rennen. Bei entsprechender Fertigkeit darf auch in möglichst hoher Geschwindigkeit ein Baum erklommen werden. Das funktioniert bei Wasserbüffeln, nicht jedoch beim Elefant. Der schüttelt einen einfach runter vom Baum. Hier bietet es sich an, zick-zack zu laufen und sein T-Shirt wegzuschmeißen, daran kann sich das Rüsseltier dann abreagieren. Das macht Mut! In relativ schnellem Schritt geht es in einer Reihe aufgereiht gegen den Wind los, Lucas sichert nach hinten ab. Es böte sich an, entsprechend ruhig zu sein, um nicht auf uns aufmerksam zu machen und das Wild nicht zu verscheuchen, aber es wird munter vor sich hin geraschelt, geratscht, auf Äste getreten und mit Wasserflaschen geklappert. Ich denke die Guides wissen darum, dass man 12 Leute nicht leise durch den Busch bringt. Julius zeigt und erklärt uns viele Spuren, warum ein Elefant mit Vorder-und Hinterbein immer auf die Stelle tritt usw. Sehr interessant!. Wir sehen eine Giraffe und bei Sonnenuntergang sind wir wieder im Camp.
Ich installiere mit Charles die Wildkamera 100 Meter weg vom Camp in Richtung einer Wiese, auf der die Pfade zum Wasser verlaufen, mit der anderen Kamera starte ich wieder eine Zeitrafferaufnahme der Milchstrasse. Der Sonnenuntergang ist fantastisch und in der Dämmerung erkennen wir eine Elefantengruppe, die aber erst mal nicht näher kommt. Es gibt eine sehr gute Kudu-Bolognese zum Abendessen, wir sitzen ums Lagerfeuer mitten in der Wildnis und es ist einfach nur schön. Ich werde dann auch um halb 11 angehalten, ins Zelt zu gehen, bzw. Lucas neben mir fallen schon immer die Augen zu und ich merke, dass er nur meinentwegen am Feuer sitzt und gehe ins Zelt. Im Zelt seien wir absolut sicher, versichern die Guides.
Ich lese noch ein wenig, als plötzlich Clinton vor unserem Zelt steht und meint, ich solle schnell herauskommen. Ich folge ihm; hinter seinem Zelt ist ein Honigdachs. Ich frage ihn, ob es sicher sei, schließlich habe ich doch in dem einen Buch gelesen, dass der Honigdachs gefürchtet sei, weil er doch gerade bei männlichen Gegnern direkt ans Eingemachte geht und das Gemächt attackiert. Er lacht und meint, es sei sicher. (Am letzten Abend erklärt er diese Situation zu einer seiner Tour-highlights). Der honeybadger macht sich an einer Stelle zu schaffen wo Clinton Rote-Beete-Saft ausgeleert hatte. Er lässt sich nicht stören, ich kann einige Bilder machen. Ein muskulöser Kerl! Sie nehmen es sogar mit Löwen auf, auch weil sie eine sehr dicke Haut haben und anscheinend auch männliche Löwen von seiner Klötenbißstrategie wissen, Ich gehe happy ins Bett, mal schaun, was die Nacht so bringt. Der Badger raschelt um die Zelte herum, durch die Moskito-Gaze sehe ich, wie er direkt am Feuer vorbeiläuft.
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