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Pilze sammeln mit Onkel Jens...

Seit meiner frühesten Kindheit gehe ich Schwammerl suchen, damals mit meinen Großeltern. Ich war näher dran und hatte gute Augen. Ich kenne mich recht gut aus mit Pilzen und esse nur diejenigen, die ich sicher bestimmen kann.

Ich bin ganz wild, in den Wald zu kommen, und uns begleitet der 4-jährige Leonhard und die 16-jährige Anna. Im Kiefern-Birkenwald finden wir Steinpilze, Rotkappen (ROTKAPPEN! Die habe ich so lange nicht gefunden!), Birkenpilze, Pfifferlinge, Sandröhrlinge, Kuhröhrlinge, ein paar Maronen. Wir sehen Täublinge und viele andere Arten, was für eine Vielfalt. Wir nehmen nur die Besten mit, es ist genügend da. Leonhard und auch Anna haben eine Riesenfreude, ich erkläre ein paar ökologische Zusammenhänge (eher für Anna, sie lauscht gespannt) und gebe auch ein paar Geheimtips. Voll der Schwammerl-Checker halt.

Zuhause werden die Pilze geputzt, alle Kinder helfen mit, auf dem Grill bruzzeln schon die Elchbratwürste.

Ich gebe einen kurzen Pilzkochkurs für die Kids (mit Butter Zwiebeln anbraten, Salz, Pfeffer, Majoran dazu, mit Sahne abschmecken-FEDDICH!)

Wir haben sicherlich drei kg geputzte Pilze, die Horde draußen wartet mit den Elchbratwürsten (lecker, bisserl fettig). Die Pilze schmecken sehr gut, ich bringe sie raus und fast alle essen mit.

Als Digestif wird Amarula-Likör gereicht, auch die älteren Mädels dürfen einen Schluck nehmen. Wir sitzen am Feuer, grad schön ist es, hyggelig!.

Plötzlich muß Lena auf Toilette, ihr ist ein wenig schlecht. Sie schiebt es auf den wönzigen Schlock Amarula. Kurze Zeit später folgt Valentin. Hmm, vielleicht haben sie heute morgen was schlechtes erwischt.

Ich verspüre ein leichtes Druckgefühl im Magen, plötzlich schmeckt mir das Bier nicht mehr. Ein normalerweise kritisches Zeichen, ich gehe auch ins Bett, nur 2 Stunden Schlaf letzte Nacht, etwas ausruhen.

In steigender Frequenz muss ich dann auch auf Toilette, ich steige über die vor dem Klo campierenden kotzenden Kinder und erkämpfe mir mittendrin immer wieder einen wertvollen Platz auf der Schüssel.

Neben mir meldet sich meine Frau: „Gott, ist mir schlecht!“

Laut der Schilderung der beiden verbliebenen Recken am Lagerfeuer zeigt sie sich kurze Zeit später in der Haustüre und schmettert die abendliche Hauptmahlzeit in den schwedischen Nachthimmel. Anna, die uns noch so tapfer beim Pilzesuchen geholfen hatte, liegt in der Wiese und reihert wie ein Elch.

Nach zwei Stunden Schlaf wache ich auf. JETZT ABER SCHNELL, auch mein Mageninhalt strebt Richtung Außenwelt. Ich rufe laut und intensiv den Ulrich, jesses, ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr erbrechen müssen.

Dem zurechterweise leicht besorgten Vater der vomitierenden Kinderschar-seines Zeichens auch mein Hausarzt- erkläre ich mit manifest schlechtem Gewissen, dass sicher kein Giftpilz dabei war. Er recherchiert und wir finden heraus, wo das Übel lag.

Nicht ausreichend durchgegarte Speisepilze, auch solche von hervorragender Qualität, können eine Pseudovergiftung hervorrufen. Ich habe mich von der hungrigen Meute verleiten lassen und die Schwammerl nach kurzen Aufköcheln serviert. Zum Glück hat die gesamte Gastgeberfamilie nichts von den Pilzen gegessen, sie sind fit.

In umgekehrter Reihenfolge erholen sich die Kinder zuerst, ich habe noch den ganzen nächsten Tag etwas zu kämpfen. Zurecht, wie ich finde, was habe ich da nur angerichtet...

Abends am Lagerfeuer traue ich mich wieder, etwas zu essen, es bleibt drin!

Wir rekapitulieren die vergangene Nacht, und da es allen wieder gut geht, wird auch laut und herzlich gelacht. Ich denke, ich werde diese Geschichte noch des öfteren serviert bekommen, again what learned!

Wie soll ich jemals wieder vertrauensvoll in die Schwammerl gehen und Leute mit meinen Fängen beglücken???

(aus Pietätsgründen wird hier auf Bildmaterial verzichtet!)

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