Die Lodge für die erste Übernachtung liegt in absoluter Flughafennähe, auch hier klappt alles reibungslos. Nach kurzem Powernap stellt sich die Frage, was wir heute so unternehmen. Die nette Dame von der Rezeption verdeutlicht uns erst einmal, dass unser Plan, wie wir ihn überall sonst durchführen würden „jetzt fahren wir mal in die Stadt und schauen uns um“ in Johannesburg absolut nicht angezeigt ist. Tatsächlich lauert überall die Gefahr, überfallen zu werden, und aus der Innenstadt von Johannesburg wandern mittlerweile Firmen ab, weil die Kriminaliät so hoch ist. Jedes Haus ist mit Mauern, Stacheldraht oder Elektrozaun gesichert. Wir entscheiden uns, eine geführte Zweistundentour durch Soweto zu buchen. Knapp 30 Minuten später holt uns auch schon Joseph, unser Fahrer und Guide, ab. Soweto ist das größte Township in Südafrika, also eine Ansiedlung der farbigen Bevölkerung aus der Apartheidszeit. Wir kommen sofort mit Joseph tiefergehend ins Gespräch über die verschiedensten Themen, hauptsächlich natürlich über die Belange der schwarzen Bevölkerung, zu der er auch gehört. Er ist vor 30 Jahren vom Land aus dem Krüger-Nationalpark nach Johannesburg gekommen und hat sich als Unternehmer mit seinem Auto selbständig gemacht. Er kann es so seiner 19-jährigen Tochter ermöglichen, Jura zu studieren. Er selbst sieht die Chancen der schwarzen Bevölkerung jetzt als gleichwertig an, etwas aus sich und seinem Leben zu machen , ich bin da etwas skeptisch. Die Arbeitslosigkeit beträgt knapp 30 % und man sieht sehr sehr viele Menschen mittags auf und neben der Straße, die damit beschäftigt sind, mit jeder noch so kleinen Tätigkeit, über die Runden zu kommen. Wenn man in diesem Teufelskreis gefangen ist, ist es glaube ich sehr schwer, sich hochzuarbeiten. Joseph merkt an, dass vor Ende der Apartheid eigentlich alle Menschen einen Job hatten, aber natürlich möchte niemand zurück zu dieser barbarischen Zeit. Das ist noch nicht mal 30 Jahre her, Wahnsinn. Soweto ist quasi zweigeteilt: Es gibt einen absolut ärmlichen Teil mit Wellblechhütten, wo die Menschen absolut ums Überleben kämpfen. Andererseits wohnt hier auch ein Teil des schwarzen Mittelstands, die alle ihr eigenes Häuschen haben („matchbox-houses“) und in Eigenregie für die Sicherheit in ihrem Stadtteil sorgen. Joseph erzählt, dass hier Einbrecher Gefahr laufen, in Selbstjustiz, und niemand vertraut hier auf die Polizei, gelyncht zu werden und deshalb Soweto fast schon sicherer ist als die Innenstadt von Johannesburg. Das ehemalige Haus von Nelson Mandela ist jetzt ein Museum, und hier hätten wir auch problemlos mit der Kamera einmal die Straße hoch- und runterlaufen können, es gibt Touristenstände und sogar ein Restaurant, aber das kam uns irgendwie unangemessen vor und wir sind im Auto geblieben. Es ist fast schon verständlich, dass viele Menschen den Weg in die Kriminalität wählen, um aus dieser Situation zu entkommen. Die Menschen in Soweto unternehmen laut Joseph alles, um ihren Kindern die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen, und hier liegt wohl auch der einzige Weg in eine bessere Zukunft. Das war heute etwas schwerere Kost, aber bei einer Reise nach Afrika kommt man nicht umhin, sich mit der Problematik der Bevölkerung auseinanderzusetzen, und ich glaube, in Simbabwe werden wir das wohl auch tun.
- Sehstärke
Sehr schöne Bilder und Berichte mein Lieber!